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WhatsApp und Co. nicht mehr sicher!

Behörden interessieren sich immer mehr für Daten und Inhalte der Kommunikation von Bürgern. Nun ist der nächste Schritt getan, um dies umfassend zu ermöglichen. Geheimdienste und andere Ermittlungsbehörden wollen schon seit langem Zugriff auf WhatsApp, Telegram, Threema und weitere Messenger Dienste. Der Terroranschlag von Wien kam geradezu wie gerufen, um jetzt sehr schnell mit der Vorbereitung einer neuen EU-Resolution zu beginnen, die Hintertüren für das Knacken der Verschlüsselung fordert. Die Corona Krise tut ein Übriges, damit niemand dem Geschehen um den Abbau weiterer Bürgerechte auf Privatsphäre Aufmerksamkeit schenkt.

Da kommt man vor wenigen Jahren daher und verpflichtet die Anbieter von Emaildiensten zur Verschlüsselung, will bei Webseiten ein https vor der Adresse sehen, führt Zwei-Faktor Authentifizierungen ein und nervt die Bürger Europas mit der DSVGO (Datenschutz Grundverordnung), die sich vor allem mit dem nun vor jedem Website Besuch fälligen Einverständnis zur Cookie Verwaltung bemerkbar macht. Das ist der kleine Teil des Eisbergs, der aus dem Wasser reicht. Über den bekanntlich größeren Teil unter Wasser können vor allem Website Betreiber, Vereinsverwalter oder fast jeder Gewerbetreibende ein Klagelied singen.

Auch bei Messengern gehört die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung mittlerweile fest dazu. Auch wenn das den einzelnen Smartphone-Besitzer nicht interessiert, so nutzt er höchstwahrscheinlich zumindest WhatsApp und das verschlüsselt alle Nachrichten automatisch.

Mit der Sicherheit könnte es aber bald vorbei sein. Die EU plant, Messenger-Anbieter dazu zu verpflichten, dass diese Hintertüren zum Öffnen der Ende-zu-Ende-Verschlüsselung einbauen. Noch ist es nicht so weit, es handelt sich bislang nur um eine Resolution. Nach dem Terroranschlag von Wien ist die politische Stimmung jedoch erwartungsgemäß in Richtung noch mehr Überwachung umgeschlagen. Noch im November soll die ganze Sache unter Dach und Fach gebracht und dem Ausschuss der Ständigen Vertreter der EU-Mitgliedstaaten vorgelegt werden.

Es ist nur zu hoffen, dass einige Anbieter die Wünsche der EU kritisch genug betrachten, um ihnen weniger Aufmerksamkeit zu schenken, als von den dortigen Ermittlungsbehörden gewünscht. Wir hoffen dabei vor allem auf den schon von Edward Snowden empfohlenen Signal Messenger. Dieser gilt als einer der sichersten der Welt.

Die Verschlüsselung von Signal wurde vielfach getestet und jedes Mal als stark befunden. Nachrichten zerstören sich mit nur einem Klick selbst und die komplette App mitsamt Protokoll ist zudem Open Source.

Sogar WhatsApp lernt von Signal: Der meistverbreitete Messenger der Welt nutzt Signals Protokoll zur verschlüsselten Übertragung von Nachrichten. WhatsApp ist aber nicht Open Source und deswegen kann man nicht sicher sein, ob die Entwickler nicht doch ein Schlupfloch zum Mitlesen verbaut haben.

Eine weitere Lücke in der Sicherheit ist auch der Umweg über WhatsApp Web und ein beliebter Angriffspunkt, den das BKA nutzt, um WhatsApp Nachrichten in Echtzeit mitzulesen.

Signal ist für Android und für iOS zum Download erhältlich. Auch Threema soll laut Aussage der Betreiber sicher bleiben und man ist sogar der Ansicht, dass der Einbau von Hintertüren technisch gar nicht möglich sei.

Auch wenn man der Meinung ist, man habe nichts zu verbergen, so sollte sich jeder überlegen, ob er im Zweifel wirklich alles Gesagte, Geschriebene oder per Bild gezeigte mit Unbekannten teilen möchte. Würden Sie wirklich ihre Haustürschlüssel draußen stecken lassen, die Gardinen entfernen, und Ihre Post am Gartenzaun aushängen, weil Sie ja nichts zu verbergen haben?

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